26.10.2011
Da die Tage jetzt nicht mehr so schnell vergehen, wie die
ersten und ich mein zweites Buch auch schon fast durch habe, entschloss ich
mich nach Accra zu fahren und mir das Nationalmuseum anzusehen, welches ich mir
in meinem Reiseführer rausgesucht hatte. Mit Hilfe des Reiseführers suchte ich
mir den Weg raus, doch leider stehen dort keine Trotrorouten drin. Also
besprach ich meine Route nochmal James und John und fühlte mich eigentlich gut
vorbereitet. Das war ein Fehler. Zuerst wartete ich an der Straße auf ein Taxi,
das mich zur Trotrostation bringen sollte. Als eines anhielt stieg ich ein. Es
war ein Sharing, was bedeutet, dass es alle möglichen Leute mitnimmt, die an der
Straße warten und in die Richtung wollen. Es ist so eine Art Routentaxi. Es
nimmt immer eine gewisse Zeit in Anspruch bis an man am Ziel ist, dafür ist es
aber wesentlich günstiger als ein Dropping, welches dich direkt zum gewünschten
Ziel fährt. Nachdem ich eine kleine Küstenrundfahrt gemacht hatte, kam ich dann
an der Haltestelle an und wartete auf ein Trotro. Bei den Händlern, die dort
standen, erkundigte ich mich, ob alle Trotros über die gewisse Haltestelle
fahren zu der ich wollte. Dies bejahten sie und ich stieg in das nächste freie
Auto. Als ich bezahlte und mich der Mann fragte, wo ich aussteigen möchte, kam
es zum ersten Problem, denn dieses Trotro fuhr die Haltestelle nicht an. Der
Mann neben mir, der im Anzug da saß und vertrauenswürdig erschien, nahm mich
mit als er ausstieg und sagte von dort aus würde ich zu meinem Ziel kommen.
Verzweifelt suchte ich nach einem Auto, welches die Station anfährt, doch ich
fand keines. Ich entschied mich für ein Dropping, verhandelte mit dem Fahrer
den Preis und stieg ein. Hier lauerte schon das nächste Problem. Der Fahrer
wollte mich an einem Museum raus lassen, doch es war nicht das, das ich
besuchen wollte. Ich sagte ihm erneut, wo ich hinmöchte und es stellte sich
raus, dass er gar nicht wusste, wo sich dieses Museum befindet. Doch ich
bestand darauf, dass er mich dort hin bringt und so fragte er sich bei einigen
Passanten durch. Nach einiger Zeit fand er es auch und ich gab ihm das Geld,
was wir vorher ausgemacht hatten.
Schon als ich vor dem Museum stand, war ich etwas
enttäuscht, denn es war sehr klein und die Außenanlage wirkte ungepflegt. Aber
ich wollte mich überraschen lassen. Ich ging zur Kasse, bezahlte meine 7GhC und
erhielt eine handschriftliche Quittung über den Betrag. Doch auch von innen
konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen. Aus welchen Gründen auch immer
erwartete ich eine chronologische Abfolge der ghanaischen Geschichte, doch es
war nicht an dem. Es war klein und verwinkelt. Zwar war jeder Raum irgendeiner
geschichtlichen Entwicklung zugeschrieben, doch die Erklärungen dazu waren für
mich nicht zufriedenstellend. Auch die Ausstellungsstücke waren nicht so wie
ich es erwartet hatte. Der erste Raum den ich betrat, zeigte die Kleidung bzw.
Stoffe aus denen diese gefertigt werden. Vergebens suchte ich nach Erklärungen
für die Muster, denn man hatte mir gesagt, dass jedes Muster eine Bedeutung
hat. Stattdessen gab es an jedem Stück Stoff eine Notiz aus welcher Region
dieser stammt. Weitere Räume beschäftigten sich mit den Musikinstrumenten, den
Kochutensilien und der Goldküsten- Zeit. Besonders über diese Zeit hätte ich
gern mehr erfahren nachdem was Caroline aus ihrer Kindheit berichtete, doch
auch hier gab es nur wenig aufschlussreiche Ausstellungsstücke und
Beschreibungen. Der letzte Raum befasste sich mit der Sklavenzeit. Dies war für
mich der einzig interessante Raum. Er zeigte mittels Bildern, angefertigten
Figuren und original Gegenständen wo und wie die Sklaven damals leben mussten
und wie man sie an diese Orte brachte.
Enttäuscht verließ ich das Museum von dem ich mir so viel
versprochen hatte und lief die Barnes Road runter. In der Karte meines
Reiseführers war eine Shopping-Mall eingezeichnet, die ich mir gern noch
ansehen wollte. Ich kam an einem großen Markt vorbei, sah wie eng und überfüllt
dieser war und lief weiter bis ich das Schild der Mall erkannte. Gern wollte
ich mich in ein Cafe oder einen Spot setzen, etwas trinken und mir das Treiben
der Leute anschauen. Doch beides war
dort nicht zu finden. Gespannt was mich erwarten würde, ging ich in das
Einkaufszentrum. Doch auch hier sah es ganz anders aus als ich es mir
vorstellte. Im Prinzip gab es dort auch nur die kleinen Läden, die man auf dem
Markt findet, die hier allerdings in einem mehrstöckigen Gebäude untergebracht
waren. Auch hier gab es keine Läden in die man hineingehen kann. Auch hier war
alles vor den Läden aufgebaut. Auch hier gab es nichts Besonderes zu kaufen und
es war überfüllt und eng. Als ich diese Feststellung machte, entschloss ich
mich zurück zur Unterkunft zu fahren und suchte die Trotrostation, die in
meinem Reiseführer eingezeichnet war. Auf dem Weg sprach mich ein Verkäufer an,
der mir seine Hilfe anbot für mich ein direktes Auto zu finden. Dankend nahm
ich an. Den ganzen Tag über hatte es geregnet oder war bewölkt, doch jetzt wo
ich auf der Straße stand und warten musste, schien die Sonne und verbrannte mir
die Nase. Als der Verkäufer nach einer Stunde noch kein passendes Auto fand,
stieg ich in einen der seltenen Linienbusse und machte den Umweg über Kaneshi.
Kaneshi ist der Stadtteil von dem Barbara, Mauds Tochter, mir erzählte, dass
man hier besonders auf seine Sachen aufpassen muss, weil viele arme Menschen
dort leben und sich an der Station aufhalten. Als ich dort ausstieg, suchte ich
verzweifelt nach einem Trotro, welches mich zur Unterkunft bringt. Ich fragte
mich durch und der letzte Mann, den ich fragte, brachte mich zur richtigen
Station.
Neben mir im Trotro saß ein älterer Mann, der sich für den
Grund meines Aufenthaltes und meine Unterbringung interessierte. Ich erzählte
ihm, wieso ich hier bin und hatte erst Bedenken ihm zu erzählen, wo ich derzeit
untergebracht bin, tat es aber doch. Zum Glück. Denn das Trotro fuhr diesmal
direkt an meiner Unterkunft vorbei und der Mann sorgte dafür, dass das Auto
auch anhielt. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich noch weitergefahren, weil es
schwierig ist, dem Fahrer zu sagen, wo man aussteigen möchte.
Jetzt war das Abenteuer vorbei und ich war froh endlich
angekommen zu sein.