Mittwoch, 26. Oktober 2011

Besuch im Nationalmuseum


26.10.2011

Da die Tage jetzt nicht mehr so schnell vergehen, wie die ersten und ich mein zweites Buch auch schon fast durch habe, entschloss ich mich nach Accra zu fahren und mir das Nationalmuseum anzusehen, welches ich mir in meinem Reiseführer rausgesucht hatte. Mit Hilfe des Reiseführers suchte ich mir den Weg raus, doch leider stehen dort keine Trotrorouten drin. Also besprach ich meine Route nochmal James und John und fühlte mich eigentlich gut vorbereitet. Das war ein Fehler. Zuerst wartete ich an der Straße auf ein Taxi, das mich zur Trotrostation bringen sollte. Als eines anhielt stieg ich ein. Es war ein Sharing, was bedeutet, dass es alle möglichen Leute mitnimmt, die an der Straße warten und in die Richtung wollen. Es ist so eine Art Routentaxi. Es nimmt immer eine gewisse Zeit in Anspruch bis an man am Ziel ist, dafür ist es aber wesentlich günstiger als ein Dropping, welches dich direkt zum gewünschten Ziel fährt. Nachdem ich eine kleine Küstenrundfahrt gemacht hatte, kam ich dann an der Haltestelle an und wartete auf ein Trotro. Bei den Händlern, die dort standen, erkundigte ich mich, ob alle Trotros über die gewisse Haltestelle fahren zu der ich wollte. Dies bejahten sie und ich stieg in das nächste freie Auto. Als ich bezahlte und mich der Mann fragte, wo ich aussteigen möchte, kam es zum ersten Problem, denn dieses Trotro fuhr die Haltestelle nicht an. Der Mann neben mir, der im Anzug da saß und vertrauenswürdig erschien, nahm mich mit als er ausstieg und sagte von dort aus würde ich zu meinem Ziel kommen. Verzweifelt suchte ich nach einem Auto, welches die Station anfährt, doch ich fand keines. Ich entschied mich für ein Dropping, verhandelte mit dem Fahrer den Preis und stieg ein. Hier lauerte schon das nächste Problem. Der Fahrer wollte mich an einem Museum raus lassen, doch es war nicht das, das ich besuchen wollte. Ich sagte ihm erneut, wo ich hinmöchte und es stellte sich raus, dass er gar nicht wusste, wo sich dieses Museum befindet. Doch ich bestand darauf, dass er mich dort hin bringt und so fragte er sich bei einigen Passanten durch. Nach einiger Zeit fand er es auch und ich gab ihm das Geld, was wir vorher ausgemacht hatten.

Schon als ich vor dem Museum stand, war ich etwas enttäuscht, denn es war sehr klein und die Außenanlage wirkte ungepflegt. Aber ich wollte mich überraschen lassen. Ich ging zur Kasse, bezahlte meine 7GhC und erhielt eine handschriftliche Quittung über den Betrag. Doch auch von innen konnte es meine Erwartungen nicht erfüllen. Aus welchen Gründen auch immer erwartete ich eine chronologische Abfolge der ghanaischen Geschichte, doch es war nicht an dem. Es war klein und verwinkelt. Zwar war jeder Raum irgendeiner geschichtlichen Entwicklung zugeschrieben, doch die Erklärungen dazu waren für mich nicht zufriedenstellend. Auch die Ausstellungsstücke waren nicht so wie ich es erwartet hatte. Der erste Raum den ich betrat, zeigte die Kleidung bzw. Stoffe aus denen diese gefertigt werden. Vergebens suchte ich nach Erklärungen für die Muster, denn man hatte mir gesagt, dass jedes Muster eine Bedeutung hat. Stattdessen gab es an jedem Stück Stoff eine Notiz aus welcher Region dieser stammt. Weitere Räume beschäftigten sich mit den Musikinstrumenten, den Kochutensilien und der Goldküsten- Zeit. Besonders über diese Zeit hätte ich gern mehr erfahren nachdem was Caroline aus ihrer Kindheit berichtete, doch auch hier gab es nur wenig aufschlussreiche Ausstellungsstücke und Beschreibungen. Der letzte Raum befasste sich mit der Sklavenzeit. Dies war für mich der einzig interessante Raum. Er zeigte mittels Bildern, angefertigten Figuren und original Gegenständen wo und wie die Sklaven damals leben mussten und wie man sie an diese Orte brachte.

Enttäuscht verließ ich das Museum von dem ich mir so viel versprochen hatte und lief die Barnes Road runter. In der Karte meines Reiseführers war eine Shopping-Mall eingezeichnet, die ich mir gern noch ansehen wollte. Ich kam an einem großen Markt vorbei, sah wie eng und überfüllt dieser war und lief weiter bis ich das Schild der Mall erkannte. Gern wollte ich mich in ein Cafe oder einen Spot setzen, etwas trinken und mir das Treiben der Leute anschauen.  Doch beides war dort nicht zu finden. Gespannt was mich erwarten würde, ging ich in das Einkaufszentrum. Doch auch hier sah es ganz anders aus als ich es mir vorstellte. Im Prinzip gab es dort auch nur die kleinen Läden, die man auf dem Markt findet, die hier allerdings in einem mehrstöckigen Gebäude untergebracht waren. Auch hier gab es keine Läden in die man hineingehen kann. Auch hier war alles vor den Läden aufgebaut. Auch hier gab es nichts Besonderes zu kaufen und es war überfüllt und eng. Als ich diese Feststellung machte, entschloss ich mich zurück zur Unterkunft zu fahren und suchte die Trotrostation, die in meinem Reiseführer eingezeichnet war. Auf dem Weg sprach mich ein Verkäufer an, der mir seine Hilfe anbot für mich ein direktes Auto zu finden. Dankend nahm ich an. Den ganzen Tag über hatte es geregnet oder war bewölkt, doch jetzt wo ich auf der Straße stand und warten musste, schien die Sonne und verbrannte mir die Nase. Als der Verkäufer nach einer Stunde noch kein passendes Auto fand, stieg ich in einen der seltenen Linienbusse und machte den Umweg über Kaneshi. Kaneshi ist der Stadtteil von dem Barbara, Mauds Tochter, mir erzählte, dass man hier besonders auf seine Sachen aufpassen muss, weil viele arme Menschen dort leben und sich an der Station aufhalten. Als ich dort ausstieg, suchte ich verzweifelt nach einem Trotro, welches mich zur Unterkunft bringt. Ich fragte mich durch und der letzte Mann, den ich fragte, brachte mich zur richtigen Station.

Neben mir im Trotro saß ein älterer Mann, der sich für den Grund meines Aufenthaltes und meine Unterbringung interessierte. Ich erzählte ihm, wieso ich hier bin und hatte erst Bedenken ihm zu erzählen, wo ich derzeit untergebracht bin, tat es aber doch. Zum Glück. Denn das Trotro fuhr diesmal direkt an meiner Unterkunft vorbei und der Mann sorgte dafür, dass das Auto auch anhielt. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich noch weitergefahren, weil es schwierig ist, dem Fahrer zu sagen, wo man aussteigen möchte.

Jetzt war das Abenteuer vorbei und ich war froh endlich angekommen zu sein.

Freitag, 21. Oktober 2011

Wie kam es zu Sikaso?


21.10.2011                                                                                                                   

Bevor ich nach Sikaso kam, musste ich natürlich noch einiges klären.

 Zuerst musste ich mit meinem Mentor reden über meine jetzige Situation und Gefühle reden. Das war ziemlich schwierig, denn ich kann es ja kaum in Worte fassen, wieso es mir so geht und einen Grund kann ich wie gesagt auch nicht ausmachen. Montag Morgen fuhr ich dann zu ihm. Als ich bei ihm ankam, saß dort noch ein weiterer Freiwilliger, der mit ihm reden wollte, glücklicherweise zog er das Gespräch vor, denn es war nicht in meinem Interesse, dass gleich alle davon wissen, aber unter den Freiwilligen bleibt wahrscheinlich nichts geheim und deswegen kann ich es auch hier schreiben. Nachdem der andere Freiwillige gegangen war, wandte sich Henry mir zu und ich legte ihm mein Problem dar. Von ihm kam das Angebot mich in Sikaso zu erholen, welches ich dankend annahm, obwohl ich nicht weiß, ob das etwas an der Situation ändert. Er hatte noch einen Termin und wollte mich nachmittags erneut treffen und lud mich zum Essen ein. Während dieser Pause besuchte ich den Vodafone-Shop, denn mein Internetstick funktionierte nicht mehr. Das war aber schnell wieder behoben. Wie verabredet, war ich um 14Uhr wieder bei meinem Mentor, doch er war noch nicht von seinem Termin zurück und so wartete ich noch eine ganze Weile. Als er dann von seinem Termin zurückkam, fuhren wir essen. Während des Essens sprach er mich auf meine Familie an und auf meinen Beziehungsstatus in Deutschland. Wahrscheinlich wollte er den Grund für meine Situation in Deutschland suchen, aber ich glaube auch dort liegt er nicht, denn alle haben sich für mich gefreut und bewundern meinen Mut. Das Problem liegt an mir, was mich sehr ärgert, denn es war doch immer mein Traum an diesem Programm teilzunehmen.

Abends stand das Gespräch mit meiner Gastmutter an, vor dem ich Angst hatte, denn ich wollte nicht, dass sie die Schuld bei sich oder einer anderen Person sucht. Doch letztendlich kam es so und sie fragte mich, ob es am Essen liegt oder an ihr oder der Arbeit. Auch sie fragte nach meinem Beziehungsstatus und wollte das als Grund ausmachen. Doch als sie merkte, dass auch das nicht der Grund sein kann, wollte sie für mich beten. Sie nahm meine Hände und gemeinsam beteten wir dafür, dass es mir bald besser geht. Bevor wir ins schlafen gingen, nahm sie mich in den Arm und sagte, dass alles wieder gut würde. Ich war schon fast erschrocken von so einer herzlichen Geste, denn das bin ich gar nicht gewohnt von ihr.

Am nächsten Morgen musste ich zum Krankenhaus um die Oberschwester um Erlaubnis zu bitten für 1-2 Wochen abwesend zu sein. Auch diese war sehr besorgt und wollte wissen wo ich mich aufhalten werde und ob ich allein dorthin fahren muss. Sie gab mir die Erlaubnis. Als ich dann endlich alles vor Ort geklärt hatte, ging ich ins OPD um Maud davon zu erzählen. Sie sprach noch mit meiner Stationsschwester und bat mich die Wassertonnen noch zu füllen. Eigentlich passte mir das gar nicht wirklich, weil ich noch meine Wäsche vor der Reise waschen wollte. Zu Hause machte ich auch erst meine Wäsche und füllte dann die Wassertonnen. Nachdem ich beim letzten Mal Blasen an den Händen hatte vom Eimer schleppen, wollte ich es diesmal auf die afrikanische Art versuchen und die Eimer auf dem Kopf zum Haus bringen. Doch da war schon das erste Problem, wie bekomme ich einen 30l Eimer über meinen Kopf? Ich erinnerte mich an Zeiten an denen ich auch Menschen über meinen Kopf hielt und schaffte es doch. Als ich vor dem Haus ankam, stand dort Caroline und amüsierte sich über mich. Ich wollte den Eimer von meinem Kopf nehmen und kippte mir die Hälfte über. Caroline lachte und sagte: „ That´s the african way of life“ und ging. Die folgenden Male ging es besser. Es schmerze, aber das machte mir nichts aus, denn so war ich endlich mal von meinen Gedanken abgelenkt.

Nachmittags war ich mit Pauline auf dem Markt, denn sie wollte sich Stoff kaufen. Ihr fiel die Entscheidung bei der großen Auswahl sehr schwer, doch beim letzten Stand entschied sie sich für einen. Wir gingen zum Schneider, zu dem, bei dem Pauline sich auch ihre erste Hose machen ließ. Die Frauen freuten sich sehr uns zu sehen und wir erstmal eine Weile quatschen. Vor einiger Zeit hatte ich Stoff geschenkt bekommen, den ich jetzt auch dabei hatte. Ich suchte mir aus den Vorlagen ein T-Shirt aus und nahm Paulines Hose als Vorlage. Die eine Frau nahm meine Maße und ich habe die beiden Sachen in Auftrag gegeben.

Abends wollte ich meine Sachen für Sikaso packen, doch wie immer wollte ich zu viel mitnehmen und es passte nicht alles in meinen Rucksack. So entschied ich mich es am nächsten Morgen erneut zu versuchen.

Morgens wurde ich durch meine Gastmutter geweckt, die sich von mir verabschieden wollte. Ich war ganz erschrocken, denn eigentlich hatte ich mir einen Wecker gestellt um das in Ruhe zu machen. Zumindest stand sie jetzt vor mir und wünschte mir eine gute Reise und eine schöne Zeit. Auch das war wieder ein Zug, den ich nicht von ihr erwartet hatte. Sie ging zur Arbeit und ich stand auf, denn sie hatte auch schon Frühstück für mich fertig. Dann packte ich meine Sachen und bekam den Rucksack jetzt auch zu. Als ich auf dem Flur saß und mein Buch las, das so traurig war, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu weinen, kam Caroline mit einer Bitte zu mir. Ich sollte für sie Tee, Zucker und Toilettenpapier kaufen. Aus irgendeinem Grund verstand ich die Menge falsch und kaufte zu viel. Caroline war erschrocken und bat mich das umzutauschen, doch die Blöße wollte ich mir nicht geben. Ich wollte ihr das schenken, doch das lehnte sie ab, weil Maud sich ärgern würde und wahrscheinlich auch, weil sie zu stolz ist. Ich verstand das und nahm den Tee mit in mein Zimmer. Doch mit so viel Zucker konnte ich nichts anfangen und so musste ich ihn doch umtauschen gehen. Bevor ich aufbrach nach Swedru um Henry abzuholen, gab ich Pauline den Auftrag Caroline immer mal einen Teebeutel zukommen zu lassen.

Um 14Uhr, wie verabredet, war ich bei Henry, denn wir fuhren gemeinsam nach Sikaso. Doch er war noch nicht fertig und wollte sich noch etwas kochen lassen. Ich bekam auch eine riesen Portion vorgesetzt, nach der ich fast geplatzt wäre. Dann kamen noch andere Freiwillige vorbei, die etwas mit ihm zu besprechen hatten und wir warteten noch auf seine Frau bevor es losging. Aufbruch war dann kurz nach 16Uhr. Bis wir in Sikaso ankamen, dauerte es ungefähr 2,5 Stunden, die wir die meiste Zeit im Trotro verbrachten. Als wir ankamen, war es schon dunkel. Ich rief meine Gastmutter an um ihr zu sagen, dass ich gut angekommen bin. Ich glaube sie freute sich. Darauf folgte ein Gespräch mit Henry, der mir erzählte, dass es nicht mein Fehler sei und dass niemand die Schuld daran trage. Ich frage mich bloß, wessen Fehler ist es dann, wenn nicht meiner? Ich begab mich auf die Dachterrasse und las noch in dem Buch, welches Pauline mir mitgeben hat.

Als ich am nächsten Morgen aufstand war Henry schon weg und nur James und John waren da. Ich nahm mein Buch, meine Sonnencreme und mein Laptop und verzog mich aufs Dach. Obwohl ich nichts zu tun hatte, verging der Tag sehr schnell. Ich schrieb etwas, las ein wenig und saß für wenige Minuten in der Sonne. Heute ist der zweite Tag den ich hier verbringe, doch selbst der wunderschöne Ausblick aufs Meer kann mich nicht aufheitern. Ich frage mich: „ Wie kann etwas, dass man sich so lange wünscht, so ein schreckliches Gefühl in einem hervorrufen, wenn es in Erfüllung geht?“




Donnerstag, 20. Oktober 2011

Odwira- Festival


20.10.2011

Vergangenes Wochenende haben sich viele der Freiwilligen in der Nähe von Koforidua (Eastern Region), in Akrapong, für einen Besuch des Odwira- Festivals getroffen. Organisiert wurde das von Prospa, einem ARA- Mitarbeiter, der sich um die Tagesgestaltung, die Mahlzeiten und die Unterkunft für über 30 Leute kümmerte.  Für uns beide aus Asikuma hieß es erstmal 6 Stunden Fahrt, bevor wir überhaupt bei der Unterkunft ankamen. Von Koforidua haben wir leider nicht viel gesehen, da wir nur durchgefahren und dann umgestiegen sind, aber es scheint eine große und viel belebte Stadt zu sein, die in einiger Hinsicht auch schon weiter entwickelt ist, als die Städte in der Central Region. Dies bezieh ich jetzt auf die Infrastruktur und die Gebäude. Als wir in der Unterkunft ankamen, legten wir erstmal nur unsere Sachen ab. Die Unterkunft war sehr schön, sie lag auf einem Hügel, erinnerte an eine alte Villa und hatte eine Terrasse von der man auf den Volta sehen konnte. Nachdem alle diesen Ausblick bestaunt hatten, fuhren wir in die Stadt zum Festival, bei dem Chiefs gefeiert werden. Es War eher eine Art Straßenumzug. Die Chiefs wurden von einigen Leuten getragen, so dass auch jeder sie sehen konnte. Sie waren gut angezogen und winkte in die Menge, die sich darüber freute und sie feierte. Überall wurde Musik gespielt und getanzt. Ich fand es eher unangenehm, denn es war kochend heiß, keine Wolke am Himmel, viel zu voll und viel zu laut. Nachdem wir dann etwas gegessen hatten, gingen wir zu einem Spot in dem die Party schon mittags feuchtfröhlich weiterging. Leider war ich nicht in Partystimmung, denn mein Zahn vermieste mir ziemlich das Wochenende. Einige Zeit und Getränke später machten wir uns auf den Weg zurück zur Unterkunft, wo wir den Rest der Freiwilligen in Empfang nahmen, die erst später kamen, weil sie noch arbeiten mussten. Als dann alle angekommen waren, bereiteten wir unsere Schlafplätze vor, was so viel heißt, dass wir die Matratzen auf dem Boden verteilten. Nachdem wir uns alle fertig gemacht, ging es wieder zurück in die Stadt um weiter zu feiern. Irgendjemand hatte mich darauf vorbereiten sollen, dass es in der Eastern Region kühler ist, denn ich habe trotz langärmliger Sachen gefroren. In einem Freiluftspot, die mir eher selten scheinen, trafen über 30 Obrunis ein, die sich als erstes an die Bar stellten und ihre Bestellung aufgaben. Dann wurde getanzt. Ich beobachtete einige Zeit die anwesenden Ghanaer beim tanzen und musste feststellen, dass mich deren Tanzstil etwas an viele amerikanische Musikvideos erinnert. Einige Stunden später liefen wir im Dunkeln durch die Straßen und suchten nach einem Stand der Essen verkaufte. Nach 45 Minuten Fußweg mit dieser riesen Gruppe fanden wir einen und es gab Reis mit Sauce, Salat und Huhn für 3,50 GhC. Als dann alle zufrieden waren setzten wir den Fußmarsch fort bis zum nächsten Spot, doch auf diesem Weg kam es zu einem Zwischenfall. Erst kam ein Amerikaner auf uns zu, den sie beklaut hatten und er warnte uns vor, doch auch die Warnung half nicht, denn in diesem Getümmel kam es dazu, dass einige von uns trotzdem beklaut wurden. Ich blieb verschont, aber krallte meine Tasche auch so fest an mich, dass eigentlich die Möglichkeit für niemanden bestand. Einige von uns waren immer noch in Partystimmung, andere dagegen schon viel zu müde. Ich gehörte zu der zweiten Gruppe, denn mein Tag begann schon 4.15 Uhr. Zu 6 quetschten wir uns in ein Taxi, welches uns zur Unterkunft brachte. Froh, gesund angekommen zu sein, fielen wir ins Bett. Der Rest der Gruppe kam wesentlich später, aber ich habe sie kaum noch wahrgenommen.


Der nächste Morgen war schrecklich, denn die ganze Gruppe wartete darauf endlich das Bad nutzen zu können, denn es gab nur eins und so zog sich das allein bestimmt 2 Stunden hin. Nachdem wir gefrühstückt hatten, packten wir unsere Sachen und liefen zu den Trotros, die uns nach Sajuna Beach brachten. Nach ca. 15 Minuten Fahrt erhielten wir einen Anruf. Einer von unserer Gruppe stand noch am Haus. Er wurde abgeholt und sie Fahrt ging weiter. Sajuna Beach liegt am Volta und ist eine Art Freizeitpark für Touristen und gutbetuchte Ghanaer. Begrüßt wurden wir von einem Holländer, dem Tischtennisplatten, ein Volleyballfeld, ein Fußballfeld und einen Steg, von dem aus man Bootstouren machen konnte, den der Park liegt am Volta. Hier gab es auch mal Eis am Stil und nicht aus den Plastetüten und so nutzten wir die Möglichkeit und gönnten uns eins. Auch Samstag war es wieder so heiß und es war keine Wolke am Himmel, so dass ich nach 15 Minuten Volleyball spielen trotz Sonnencreme mit LSF 50 einen Sonnenbrand hatte.  Den restlichen Tag saß ich fast nur noch auf dem Steg im Schatten. Der Pool war kaum noch betretbar, denn es waren so viele Leute darin, dass man eng aneinander gedrängt stand.  Als mir das zu langweilig war, ging ich mit einem anderen Freiwilligen spazieren. Wir trafen einen, der uns auf einen Hügel führte, von dem aus man einen super Ausblick über den Volta hatte. Gegen 17Uhr fuhren wir nach Hause und gingen dann bei Bekannten von Prospa essen. Es gab Banku und Sauce, die in einem riesen Gefäß serviert wurde, so dass alle mit ihren Händen aus einer Schüssel aßen. Für die meisten hieß es danach den Abend ruhig ausklingen lassen und schlafen gehen, doch einige begaben sich nochmal in die Stadt um weiter zu feiern.
    

Sonntag machte ich mich mit als erste auf den Weg, denn wie gesagt dauerte die Fahrt ja doch sehr lange. Als ich in Koforidua umsteigen wollte um nach Swedru zu fahren zeigte sich mal wieder mein Glück, denn es gab kein direktes Trotro und so musste ich erst in eine andere Stadt fahren um von dort aus ein weiteres Trotro nach Swedru zu nehmen, um dort wieder umzusteigen und nach Asikuma zu fahren. Das war sehr anstrengend und als ich dann endlich ankam, tat mir mein Hintern auch so weh, dass ich nicht mehr sitzen konnte.

Schon seit einigen Wochen fühle ich mich schlecht, bin von fast allem schnell genervt, bin am liebsten allein und könnte durchweg heulen, außerdem stellte ich fest, dass ich nicht mehr ich selbst bin und keine Freude an den Aktivitäten habe. Ich kann keinen Grund dafür ausmachen. Es liegt nicht an der Arbeit oder der Gastfamilie oder meinem gesundheitlichen Zustand. Deswegen meldete ich mich bei Henry, der mein Mentor ist, und traf mich am Montag mit ihm um über diese Situation zu reden. Er sagte, er kennt das und jeder macht solche Phase durch. Er bot mir an eine oder zwei Wochen in Sikaso zu verbringen um mich zu entspannen und mich abzulenken. Gestern bin ich dann in Sikaso angekommen und verbringe jetzt einige Zeit hier. Außer mir, Henry, James und John, die hier wohnen und die Anlage in Schuss halten, ist hier niemand. Die Anlage kenne ich von der erste Woche, sie liegt am Strand und in der Nähe von Accra. Als ich meiner Gastmutter davon erzählte, war sie sehr erschrocken und sie betet jetzt für mich, dass es mir bald wieder besser geht. Ich hoffe das auch, denn lange kann ich diesen Zustand nicht mehr aushalten.

Dienstag, 11. Oktober 2011

08.10.2011
Die vergangenen beiden Tage waren eher weniger gut. Gestern war ich vormittags auf dem Markt und habe mir ein paar Schuhe gekauft. den Preis habe ich verhandelt und sie sogar 1 GhC günstiger bekommen. da war ich fast schon etwas stolz auf mich. In meinem Spätdienst kam ein Baby, 15 Stunden alt, in die Notaufnahme, welches schon ganz blau war, nur eine Körpertemperatur von 35°C hatte und kaum noch atmete. Die einzige Maßnahme war hier Sauerstoffgabe. Im Laufe der Nacht ist es noch gestorben, war aber zu erwarten. Ich war schon zu Hause, denn es war lange Stromausfall und so konnte ich gehen, um nicht im Dunkeln nach Hause zu müssen. Ich freute mich, denn ich habe mich ja doch nur gelangweilt.
Heute, ich hatte mal wieder Frühdienst, habe ich jedoch den ersten toten Patienten miterlebt. Eine 77 jährige Frau mit Herzinsuffizienz, Lungenödem und einem Blutzucker von 1,7 mmol/l, was viel zu wenig ist. Man gab ihr die typischen Medikamente wie Lasix und Glukose, aber es dauerte keine Stunde. Die Angehörigen schien es nicht zu stören, denn die haben weiterhin gelacht, was selbst die Schwestern ärgerte. Hier ist es nicht üblich, dass der Arzt sich die toten nochmal ansieht oder man das Fenster öffnet. Nicht einmal die Augen schließt man. Das gefiel mir nicht, also hab ich das übernommen. Es hat auch niemand etwas gesagt. Doch das Schlimmste war für mich, dass die Frau in einem Raum mit ca. 15 Menschen, darunter mehr als die Hälfte Kinder, sterben musste und danach noch 30 min dort lag.
Pünktlich verließ ich meinen Arbeitsplatz, doch es war niemand zu Hause, denn Maud war mit Pauline auf einer Beerdigung. Ich ging mal wieder etwas spazieren, nachdem es aufgehört hatte zu regen, denn das ist so ziemlich die einzige Bewegung die man hier am Tag hat und das bei dem vielen essen. Abends tat ich dann noch etwas für meine Figur und gönnte mir 3 weiteren Deutschen und ein paar Ghanaern ein Bier. Wie ich die Kilos wieder los werde, weiß ich aber noch nicht.

10.10.2011
Nun ist auch dieses Wochenende schon wieder rum. Aber bei nur einem freien Tag vergeht das natürlich schnell. Sonntag hatten wir ein Treffen mit Henry, der unser Mentor ist. Doch bevor ich mich auf den Weg nach Swedru machte, hatte ich noch viel Arbeit vor mir. Ich begann meinen Tag damit meine Wäsche zu waschen, was mir zu einigen Blasen an den Fingergelenken verhalf, die jetzt natürlich weh tun und entzündet sind. Aber hier entzündet sich auf Grund des Wassers wahrscheinlich jede Wunde, zumindest ist es die an meinem Bein auch.
Gern hätte ich mich etwas ausgeruht, aber jetzt hieß jede Fliese des Bades mit einer Handbürste zu schrubben. Das nimmt natürlich auch einige Zeit in Anspruch, vor allem, wenn noch Muster in den Fliesen sind. Als ich dachte, ich könnte in Ruhe meinen Kaffee trinken und vielleicht frühstücken, musste ich unsere Wassertonnen befüllen. Leider ist die Pumpe am Brunnen defekt und so rannte ich einige Male mit den schweren Wassereimern vom Brunnen ins Haus und zurück. Geschlagene 2 Stunden tat ich das. Alles tat mir weh, aber ich war noch nicht fertig. Dadurch, dass ich aber das Treffen hatte, konnte ich gehen ohne meine Arbeit zu beenden. Hastig aß ich meinen Reis zum Frühstück, duschte im frisch geputzten Bad mit dem neuen Wasser und machte mich auf dem Weg.
Sonst scheint hier kaum die Sonne, aber wenn ich 1,5 Stunden Bus fahren muss, scheint sie sich natürlich. Aber um sich die Nase zu verbrennen reichen auch 5min in der Sonne. Diese 5 Minuten waren mein Weg zu Henrys Haus. Dort warteten die anderen schon auf mich. Wir aßen jeder eine frische Kokosnuss und erzählten von unseren Familien und Projekten. Das dauerte auch wieder fast 3 Stunden. Völlig erledigt machte ich mich auf den Heimweh und freute mich zu Hause zu sein. Sonntags läuft hier die ghanaische Form von „Wer wird Millionär“, sogar mit derselben Melodie. Alle 4 saßen wir vor dem Fernseher und testeten unser Wissen. Wir waren gar nicht schlecht, aber mir kamen die Fragen im Vergleich zu Deutschland teilweise auch leichter vor. Vielleicht hatte ich auch nur einen guten Tag. Danach war Schlafenszeit, denn heute ging es wieder früh zur Arbeit.
Es war wieder einer der Tage, an dem mir sehr stark bewusst wird, dass es nicht besser ist Vorkenntnisse zu haben. Ein älterer Mann kam sterbend in die Notaufnahme. Er hatte schon Schnappatmung und einen kaum noch spürbaren Puls. Zu dritt reanimierten wir ihn, das war einer dieser Momente. Die Herzdruckmassage war viel zu langsam, kein Arzt war dabei, Sauerstoff wurde nasal gegeben und beatmet wurde gar nicht. Der Patient erhielt noch etwas Volumen und Hydrocortison und schnappte bis zum Ende meiner Schicht weiter vor sich hin in einem Raum voller Patienten. Als ich versuchte Anmerkungen zu machen, wurde ich ignoriert oder man hatte die Mittel nicht. An diese Situationen muss ich mich noch gewöhnen oder dafür sorgen, dass man mich ernst nimmt. Das wird nochmal eine Herausforderung, denn durch die Sprachbarriere gestalten sich einige Konversationen sehr schwierig.
Meinen freien Nachmittag habe ich zu Hause verbracht und einfach mal nichts gemacht, denn es war niemand hier. Ich ging in unserer näheren Umgebung umher und sah, wie die Kinder versuchten Orangen vom Baum zu schlagen, wobei sie sich sehr schwer taten. Also nahm ich eines der Kinder auf meine Schulter, so dass sie die Orangen pflücken konnten. Ich hatte den Eindruck, dass sie das gar nicht kannten. Wir hatten jede Menge Spaß und zum Dank habe ich noch eine Hand voll Orangen geschenkt bekommen.

Freitag, 7. Oktober 2011

03.10.2011

Mein zweiter Arbeitstag in der Notaufnahme war leider auch nicht befriedigend. Ich hatte wieder die ganze Zeit nichts zu tun. Ich habe einige Flexülen vorbereitet, einen Katheter gelegt und mich geärgert, wie man hier mit einem frischen Schlaganfall umgeht, denn man macht nichts, außer Infusionen geben und halbstündliche Kreislaufkontrollen. Jedoch haben Änderungen der Vitalzeichen auch keine Konsequenz.
Nachmittags war ich mit Pauline bei Freunden von Maud, die Brot backen für die Ortschaft. Das war ganz interessant zu sehen und mitzumachen. Dafür benutzen die hier noch eine richtig alte Maschine, die in einem Holzschuppen steht und von einem Generator betrieben wird, den man vorher per Hand in Gange bringen muss. In ein großes Gefäß haben wir zuerst 50kg Mehl gekippt, dann folgte Backpulver, Muskatnuss, Margarine und Wasser in dem Zucker und Salz aufgelöst waren. Der Knethaken rotierte selbstständig, doch das Gefäß nicht und so standen Jamilia und ein Mann dort und haben es gedreht, wobei Jamilia die ganze Zeit ihren 7 Monate alten Sohn, Kofi, auf dem Rücken umhertrug. Als der Teig dann geknetet war, wurde er von dem Mann einige Male durch eine Walze geschmissen. Nachdem der Teig dann einigermaßen platt gewalzt war, wurde er mit er Margarine beschmiert und zu den anderen Frauen gebracht, natürlich auf dem Kopf. Danach wurde der Teig in kleine Stücke geschnitten für 0,50 und 1GhC. Also haben die Brote auch dementsprechende Preise. Die Teigstücke wurden zu kleinen Schlangen gerollt, die dann später in die Backformen kommen. Gebacken wird erst am nächsten Morgen in einem riesigen Steinofen, aber bis jetzt hatte ich noch nicht die Zeit dabei zu sein.



04.10.2011

3.30Uhr klingelte mein Wecker und ich hatte mir schon alles bereitgelegt um Pauline nicht zu wecken. Ich bereitete mir schnell meine Haferflocken vor, schlang diese runter und machte mich mit meiner Taschenlampe auf den Weg zur Trotrostation. Der Weg dorthin war ziemlich unheimlich, weil außer einigen Straßenfegern, niemand auf den Straßen war und es nur wenige Laternen zur Beleuchtung gibt. An der Trotrostation angekommen, fand ich viele Menschen vor, die auch alle nach Accra wollten. Das Trotro, welches direkt durchfährt, war schon überfüllt und ich bekam keinen Platz mehr. So musste ich auf das nächste warten, dass jedoch nur bis nach Swedru fuhr. Mit mir in diesem Bus saß Frank. Er ist ein Ghanaer, der in Asikuma geboren wurde, später nach Finnland auswanderte und jetzt zu Besuch hier ist. Wir kannten uns schon von der Straße. In Swedru stiegen wir gemeinsam um, nachdem wir 30 min in einer Schlange standen, ging es im nächsten Trotro weiter. Der Weg war lang und holperig, denn die Straßen bestehen fast nur aus Schlaglöchern und die Trotro sind auch nicht grade bequem, da sie schon uralt sind und fast auseinanderfallen. Zudem sitzen immer viel viele zu Leute darin. Frank schmiss mich, nach 4 Stunden Fahrt, an der richtigen Haltestelle raus. Wieso 4 Stunden? Weil der Verkehr in Accra kaum vorwärts ging und so standen wir fast 2 Stunden im Stau. An der Haltestelle holte mich meine Gastschwester Barbara ab. Wir liefen erst zu ihr nach Hause, wo sie mir etwas zu Essen und Trinken gab und sie sich der Weil für ihr Studium zur Sekretärin fertig machte. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum Korle Bu Hospital. Das Taxi war die beste Möglichkeit dorthin, denn die Trotros sind am Ortseingang von Accra zu voll um einen Platz zu bekommen. §0 min später und 10 GhC ärmer, kamen wir am Krankenhaus an. Es ist eine Uniklinik und dementsprechend groß, von der Größe her vergleichbar mit der Charite. Doch die Einrichtung ist weit von der Deutschlands entfernt. Es dauerte nochmal eine halbe Stunde bis wir die zahnärztliche Schule fanden, in der ich zum Röntgen musste. Ich meldete mich an, bezahlte meine 17 GhC für das Bild und wartete bis ich aufgerufen wurde. Im Wartezimmer saßen bestimmt 50 Menschen, die alle, auf den Fernseh starrten, dessen Ton viel zu leise war. Vor Ort dauerte es auch nochmal eine Stunde, also röntgen und auf das Bild warten. Froh das ich alles hinter mir hatte, verließen wir das Krankenhaus und sie brachte mich nach Kaneshi, wo sich eine Trotrostation befindet. Kaneshi ist eine der gefährlichsten Gegenden in Accra, da dort die ganzen armen wohnen, die sich auch gern mal an fremden Taschen bedienen. Barbara setzte mich in einen Bus Richtung Swedru und ich war froh, dass alles so gut geklappt hat. Jetzt etwas zu Barbara, sie ist 25 Jahre alt und Studentin, die in einer Einzimmerwohnung lebt. Sie ist wirklich nett und hat mich auf einen eingeladen, denn auch sie findet, das Asikuma zu langweilig für junge Menschen ist. Wenn ich sie besuche möchte sie auch mal mit mir weggehen. Das wird sicher eine Abwechslung.
In Swedru angekommen, lud ich erstmal meinen Internetstick für einen weiteren Monat auf und bekam als Dankeschön für meine Treue als Kunde eine 1GB MicroSD geschenkt. Weiter ging es zu Kofi, der das Internetcafe betreibt. Ich trank dort meinen geliebten Kaffee und aß noch etwas. Gegen 16.30 Uhr machte ich mich auf den Heimweg und wieder hieß es 1,5 Stunden Bus fahren. Abends tat mir dermaßen der Hintern weh, dass ich nicht mehr sitzen konnte und wollte. Ich erzählte Maud von meinem Tag und wie nett ich ihre Tochter fand und ging dann total k.o. schlafen.

Montag, 3. Oktober 2011

die 4. Woche

27.09.2011
Heute habe ich meinen Zahnarztbesuch hinter mich gebracht. Das war aber auch eine Prozedur. Erstmal fing ich an zu arbeiten um dann später gucken zu gehen, ob der Zahnarzt schon im Haus ist. Ich stellte mich bei ihm vor und sagte ihm, dass ich später noch vorbeikommen würde, denn zuerst musste ich alle Papiere zusammensammeln. Ich ging mich registrieren lassen und bekam eine blaue Patientenkarte, die extra für den Zahnarzt ist, außerdem bekam ich eine Patientennummer. Als ich das alles zusammen hatte, stellte ich mich an. Vor mir war eine junge Frau dran, die das ganze Krankenhaus zusammenschrie. Dann war es um mich geschehen, ich geriet in Panik und wollte wieder gehen, doch dann kam Pauline vorbei, die nichts zu tun hatte und kam mit mir ins Behandlungszimmer. Das war auch wirklich gut so, denn so hatte ich wenigstens mentale Unterstützung. Der Arzt war sehr nett, aber wie ihr vielleicht wisst, ändert das auch nichts daran, wenn man Angst hat. Die Schwester in dem Behandlungszimmer hingegen war schrecklich. Sie sagte gleich zu mir „raus damit“ und sofort schossen mir die Tränen ins Gesicht. Als ich dann auf dem Stuhl saß, beruhigte mich der Arzt und schaute sich meine Zähne an. Alle anderen sind in Ordnung, nur der Weisheitszahn kommt jetzt durch und das Zahnfleisch darum hat sich entzündet. Jedoch möchte er ein Röntgenbild von meinem Kiefer haben. Dieses besagte Röntgenbild kann man jedoch nicht in unserem Krankenhaus machen lassen, dafür muss ich extra nach Accra in die Hauptstadt zu einer Uniklinik fahren und dann soll ich mich in 2 Wochen mit dem Röntgenbild wieder bei ihm vorstellen. Außerdem hat er mir ein weiteres Antibiotikum (Metront) für 5 Tage verschrieben und so kann ich nur hoffen, dass die Entzündung und die Schmerzen langsam zurückgehen.
Nachmittags waren wir bei einer Freiwilligenorganisation (NGO) die sich um Waisenkinder, Frauen und Farmer kümmert. Sie beschäftigt sich nachmittags mit den Kindern, bringt den Frauen handwerkliche Tätigkeiten bei und den Farmern wie sie ihre Ernte gewinnbringend verkaufen. Dort haben sie uns gezeigt, wie man Untersetzer für Tassen knüpft. Ich habe sogar einen selbst angefertigt. Das macht auch Spaß und man kann sich noch anderweitig engagieren. Zu dieser Organisation habe ich meine aus Deutschland mitgebrachten Memoryspiele mitgenommen. Man hat sich dort sehr drüber gefreut, jedoch durften die Kinder noch nicht damit spielen. Ich weiß allerdings nicht worauf sie warten. Als Dankeschön für meine Geschenke, habe ich 2 Yard Stoff geschenkt bekommen, aus denen ich mir ein Kleid schneidern lassen werde.



28.09.2011


Mein Arbeitstag war wie immer recht langweilig. Ich saß wieder im Konsultationsraum und schrieb die Diagnosen auf, wobei bei fast jedem Malaria, Hauterkrankungen oder Bluthochdruck steht. So langsam denke ich, dass selbst ich die Diagnosen hier stellen könnte, aber ich will ja nicht überheblich klingen. Nachmittags war ein ARA- Meeting angesetzt. Das bedeutete mal wieder, dass wir unseren Arbeitsplatz früher verlassen mussten, weil der Weg ja doch wenigstens eine Stunde in Anspruch nimmt. Bei diesem Meeting haben wir über unsere Gastfamilien, Projekte und Probleme gesprochen. Das Problem, dass unsere Gastmutter uns nicht zu diesen Treffen gehen lassen möchte, weil sie schlechte Erfahrungen damit gemacht hat, hat sich in dem geklärt, dass unser Mentor Emmanuel bei Maud angerufen hat und ihr gesagt hat, dass es Pflicht sei. So einfach war das. Sie hat uns auch nicht noch einmal darauf angesprochen. Aber ich warte erstmal ab, wie es bei dem nächsten Treffen aussehen wird, obwohl ich das nächste eh nicht besuchen kann, weil Spätdienst habe. Denn ich hatte heute das Glück und konnte mal auf meinen Dienstplan gucken, der mich sehr an zu Hause erinnerte. Vorerst werde ich 14 Tage am Stück arbeiten, wobei sich Früh- und Spätdienst stetig abwechseln, dann hat man hier auch immer nur einen Tag frei. Nachtdienste werde ich im Oktober noch nicht machen, zumindest bin ich dafür erstmal nicht eingeplant. Die Nachtdienste dauern hier 12 Stunden und gehen von 20 Uhr bis 8 Uhr. Davon machen sie dann immer 4 Stück und haben dann 4 Tage frei. Anscheinend machen nur 4 Leute Nachtdienst und wechseln sich immer ab. Aber ganz sicher bin ich mir da auch nicht, weil das System nicht gerade einfach ist. Wenn ich es verstanden habe, berichte ich natürlich.



29.09.2011

Heute bin ich genau 4 Wochen in Ghana und so langsam kann ich sagen, dass ich mich eingelebt habe und mein Heimweh nachlässt. Ich bin sogar ein bisschen stolz auf mich. Jedoch ist das immer noch alles ganz schön fremd für mich. Die Art der Ghanaer zu arbeiten ist weit von dem entfernt, wie es in Deutschland so zugeht. Man nimmt sich hier eben für wirklich alles mehr Zeit und deswegen macht meine Gastmutter auch jeden Tag Überstunden, dafür ist sie morgens fast nie pünktlich auf Arbeit. Der Pflegedirektion ist die Art zu Arbeit auch nicht genehm, denn die kommt aus Spanien und ist auch andres gewöhnt, aber sie versucht sich damit zu arrangieren. Ich war bis jetzt immer pünktlich, aber meine Gastmutter ist schon etwas darüber verwundert, dass wir immer vor ihr das Haus verlassen. Ab Samstag werde ich dann endlich in der Notaufnahme sein. Ich bin schon gespannt, ob dort auch alles so entspannt ist. Leider vergeht dadurch auch die Zeit nicht sehr schnell.
Am Morgen erhielt ich heute Instruktionen was ich alles zu machen habe. Eigentlich war es nicht viel, dafür aber schwere Arbeit, denn ich sollte alle unsere Wassereimer füllen, jedoch ohne den Schlauch. Das hieß für mich also bestimmt 50x zum Brunnen zu gehen und einen 30l Eimer zu füllen und dann in den nächsten umzufüllen. Es dauerte einige Zeit, denn zwischendurch regnete es mal wieder in Strömen. War ja klar, denn zuvor hatte ich ja auch mühsam meine Wäsche gewaschen ;) Das war auch schon alles, was ich heute machen musste. Ansonsten habe ich meinen Tag damit verbracht meine Wäsche zu waschen und meinen Blog zu schreiben, den ich ja leider nicht immer sofort hochladen kann, weil meine Internetverbindung von Tag zu Tag schlechter wird. Man ist hier eben doch noch weit von der westlichen Welt entfernt. Aber das wussten wir ja alle vorher.



30.09.2011

Heute war mein letzter Arbeitstag im OPD und ich bin wirklich froh darüber, denn morgen geht es endlich in die Notaufnahme. Ich hoffe dort kann ich etwas mehr machen. Pauline durfte heute Penicillin i.m. spritzen, obwohl sie keinerlei Vorkenntnisse hat.
Nachmittags war ich bei einer NGO namens Lifeline Charity Organisation, von der ich schon berichtet hatte. Wir wurden zum Essen eingeladen. Es gab Red Red, welches richtig gut war und dazu gab es sogar mal Fleisch. Ich weiß nicht wieso, aber wir haben beide ein Kleid geschenkt bekommen. Meines passt wie angegossen und sieht richtig toll aus. Meinen Stoff habe ich allerdings auch noch. Als kleine Gegenleistung fragten sie uns, ob wir für die Jugendlichen im Ort nicht einen Vortrag über Verhütung und HIV halten können. Prinzipiell kein Problem, wenn es da nicht das Problem mit der Sprache gäbe. Aber wir werden das machen und notfalls müssen die Organisatoren übersetzen. Desweiteren hätte Samuel, der Vorsitzende gern, dass wir den Frauen hier etwas über Buchhaltung beibringen. Würde ich gern, doch leider habe ich keine Ahnung davon und kann deswegen auch nichts dazu erzählen.
Während des Essens kam es zu einer Unterhaltung über Religion. Das ist für mich immer ein doofes Thema, denn ich kann immer nicht mitreden und das auch nicht wirklich nachvollziehen. Zu meinem Pech wurde ich auch noch befragt und musste leider gestehen, dass ich keiner Religion angehöre und auch nicht an Gott, Himmel und Hölle glaube. Ich glaube sie waren schockiert, haben es aber akzeptiert. Und doch kam ich mir komisch und fremd vor.
Im Moment kochen wir. Es gibt Rochen! Ich bin gespannt, wie der wohl schmeckt.



01.10.2011

Also der Rochen gestern Abend war der beste Fisch, den ich bis jetzt hier gegessen habe. Mein erster Arbeitstag in der Notaufnahme war eher ernüchternd, denn viel zu tun gab es nicht und das, was ich zu tun hatte, entsprach dem der Aufnahme. Das heißt viele Blutdrücke, Temperaturen und Gewichte ermitteln. Schade. Die einzigen Dinge, die meiner Qualifikation entsprechen, waren das Katherisieren und Infusionen vorbereiten, jedoch sind die hygienischen Umstände hier wesentlich anders als in Deutschland, denn steril wird hier nichts gemacht.
Doch eigentlich möchte ich euch heute gern mehr über dir Leute erzählen mit denen ich hier meine Tage verbringe.
Zum einen wäre da Maud, meine Gastmutter, die in Cape Coast geboren wurde und schon mehrfach umgezogen ist, jedoch Ghana noch nie verlassen hat. Sie ist 56 Jahre alt, hat 5 Kinder, die alle schon erwachsen sind und arbeitet auch im Krankenhaus. Ich glaube sie dort so etwas wie die Zweitschwester. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es wohl zur Kirche zu gehen, denn dort ist die auch in einer höheren Position und verbringt dort viel Zeit. Wenn ich das so erzähle, würde man eigentlich annehmen, dass sie ein sehr herzlicher Mensch ist, doch dem kann ich nicht zustimmen. Sie erscheint mir sehr launisch und sagt von sich selbst, dass sie schnell die Fassung verliert. Sie kocht anscheinend gern und isst auch gern.
Als nächstes wäre dort Caroline, sie ist die Mutter von Maud und wohnt mit uns in einem Haus. Sie ist 89 Jahre alt (hat aber bald Geburtstag) und kommt ursprünglich aus Cape Coast, eine Stadt an der Küste. Ihre Kindheit verbracht sie dort und hat mitbekommen, wie die Engländer sich an Ghana bereichert haben. Sie erzählt oft von den alten Tagen. Sie hatte zum Beispiel weiße Lehrer in der Schule und spricht auch sehr gut englisch. In ihrer Kindheit gab es viel Gold in Cape Coast und sie hatte auch welches, wusste jedoch nichts über den Wert und verschenkte es deshalb. Heute ärgert sie sich darüber. Sie ist schon sehr gebrechlich und trägt seit dem Tag meiner Ankunft Verbände an Knie und Fuß. Sie sagt: Ich bin alt und meine Knochen auch. Da dauert es seine Zeit bis das heilt. Ich mag sie sehr.
Dann wäre da noch Schwester Agnes mit der ich die letzten 3 Wochen zusammen gearbeitet habe. Ich weiß nicht wie alt sie ist, aber ich schätze ungefähr so alt wie Maud. Im Krankenhaus ist sie Stationsschwester von der Aufnahme und der Notaufnahme. Außerdem sitzt sie im Kosultationsraum und bestimmt die Diagnosen einiger Patienten. Anfangs sprach sie kaum mit mir, das änderte sich im Laufe der Zeit und zum Schluss mochte ich sie sogar.
Samuel ist einer der Vorsitzende der NGO von der ich schon erzählt habe. Vor kurzem ist er 42 Jahre alt geworden. Er ist schon einige Male in Europa gewesen und hat daraufhin die Organisation gegründet, die sich um Frauen, Farmer und Waisenkinder kümmert. Auch er ist wie die meisten Ghanaer sehr religiös und hat gesagt, wenn er sich zwischen Bibel und Geld entscheiden müsste, nähme er die Bibel. Er freut sich immer sehr, wenn wir ihn besuchen und versucht auch uns mit einzubeziehen. Ich weiß jedoch nicht, ob wir wirklich in der Lage sind, dass zu schaffen, was er von uns möchte. Aber das wird sich ja bald rausstellen.
Und Pauline. Sie ist eine Mitfreiwillige, die mit mir bei Maud wohnt und mit der ich gemeinsam im Krankenhaus arbeite. Sie ist 19 Jahre alt und kommt aus Hamburg.
Natürlich gibt es da noch einige Menschen mehr mit denen ich zu tun habe, aber von denen berichte ich euch beim nächsten Mal.
Morgen habe ich jetzt doch frei, weil meine Gastmutter sagt man braucht einen Tag in der Woche um sich zu erholen. Mir ist es egal, obwohl ich auch gern arbeiten gegangen wäre. morgen Nachmittag findet wohl wieder eine Immunisierungsaktion in der Schwesternschule statt, ich werde wohl mitgehen um mir das anzusehen und zu gucken, ob sich diesmal mehr Leute einfinden.