Dienstag, 11. Oktober 2011

08.10.2011
Die vergangenen beiden Tage waren eher weniger gut. Gestern war ich vormittags auf dem Markt und habe mir ein paar Schuhe gekauft. den Preis habe ich verhandelt und sie sogar 1 GhC günstiger bekommen. da war ich fast schon etwas stolz auf mich. In meinem Spätdienst kam ein Baby, 15 Stunden alt, in die Notaufnahme, welches schon ganz blau war, nur eine Körpertemperatur von 35°C hatte und kaum noch atmete. Die einzige Maßnahme war hier Sauerstoffgabe. Im Laufe der Nacht ist es noch gestorben, war aber zu erwarten. Ich war schon zu Hause, denn es war lange Stromausfall und so konnte ich gehen, um nicht im Dunkeln nach Hause zu müssen. Ich freute mich, denn ich habe mich ja doch nur gelangweilt.
Heute, ich hatte mal wieder Frühdienst, habe ich jedoch den ersten toten Patienten miterlebt. Eine 77 jährige Frau mit Herzinsuffizienz, Lungenödem und einem Blutzucker von 1,7 mmol/l, was viel zu wenig ist. Man gab ihr die typischen Medikamente wie Lasix und Glukose, aber es dauerte keine Stunde. Die Angehörigen schien es nicht zu stören, denn die haben weiterhin gelacht, was selbst die Schwestern ärgerte. Hier ist es nicht üblich, dass der Arzt sich die toten nochmal ansieht oder man das Fenster öffnet. Nicht einmal die Augen schließt man. Das gefiel mir nicht, also hab ich das übernommen. Es hat auch niemand etwas gesagt. Doch das Schlimmste war für mich, dass die Frau in einem Raum mit ca. 15 Menschen, darunter mehr als die Hälfte Kinder, sterben musste und danach noch 30 min dort lag.
Pünktlich verließ ich meinen Arbeitsplatz, doch es war niemand zu Hause, denn Maud war mit Pauline auf einer Beerdigung. Ich ging mal wieder etwas spazieren, nachdem es aufgehört hatte zu regen, denn das ist so ziemlich die einzige Bewegung die man hier am Tag hat und das bei dem vielen essen. Abends tat ich dann noch etwas für meine Figur und gönnte mir 3 weiteren Deutschen und ein paar Ghanaern ein Bier. Wie ich die Kilos wieder los werde, weiß ich aber noch nicht.

10.10.2011
Nun ist auch dieses Wochenende schon wieder rum. Aber bei nur einem freien Tag vergeht das natürlich schnell. Sonntag hatten wir ein Treffen mit Henry, der unser Mentor ist. Doch bevor ich mich auf den Weg nach Swedru machte, hatte ich noch viel Arbeit vor mir. Ich begann meinen Tag damit meine Wäsche zu waschen, was mir zu einigen Blasen an den Fingergelenken verhalf, die jetzt natürlich weh tun und entzündet sind. Aber hier entzündet sich auf Grund des Wassers wahrscheinlich jede Wunde, zumindest ist es die an meinem Bein auch.
Gern hätte ich mich etwas ausgeruht, aber jetzt hieß jede Fliese des Bades mit einer Handbürste zu schrubben. Das nimmt natürlich auch einige Zeit in Anspruch, vor allem, wenn noch Muster in den Fliesen sind. Als ich dachte, ich könnte in Ruhe meinen Kaffee trinken und vielleicht frühstücken, musste ich unsere Wassertonnen befüllen. Leider ist die Pumpe am Brunnen defekt und so rannte ich einige Male mit den schweren Wassereimern vom Brunnen ins Haus und zurück. Geschlagene 2 Stunden tat ich das. Alles tat mir weh, aber ich war noch nicht fertig. Dadurch, dass ich aber das Treffen hatte, konnte ich gehen ohne meine Arbeit zu beenden. Hastig aß ich meinen Reis zum Frühstück, duschte im frisch geputzten Bad mit dem neuen Wasser und machte mich auf dem Weg.
Sonst scheint hier kaum die Sonne, aber wenn ich 1,5 Stunden Bus fahren muss, scheint sie sich natürlich. Aber um sich die Nase zu verbrennen reichen auch 5min in der Sonne. Diese 5 Minuten waren mein Weg zu Henrys Haus. Dort warteten die anderen schon auf mich. Wir aßen jeder eine frische Kokosnuss und erzählten von unseren Familien und Projekten. Das dauerte auch wieder fast 3 Stunden. Völlig erledigt machte ich mich auf den Heimweh und freute mich zu Hause zu sein. Sonntags läuft hier die ghanaische Form von „Wer wird Millionär“, sogar mit derselben Melodie. Alle 4 saßen wir vor dem Fernseher und testeten unser Wissen. Wir waren gar nicht schlecht, aber mir kamen die Fragen im Vergleich zu Deutschland teilweise auch leichter vor. Vielleicht hatte ich auch nur einen guten Tag. Danach war Schlafenszeit, denn heute ging es wieder früh zur Arbeit.
Es war wieder einer der Tage, an dem mir sehr stark bewusst wird, dass es nicht besser ist Vorkenntnisse zu haben. Ein älterer Mann kam sterbend in die Notaufnahme. Er hatte schon Schnappatmung und einen kaum noch spürbaren Puls. Zu dritt reanimierten wir ihn, das war einer dieser Momente. Die Herzdruckmassage war viel zu langsam, kein Arzt war dabei, Sauerstoff wurde nasal gegeben und beatmet wurde gar nicht. Der Patient erhielt noch etwas Volumen und Hydrocortison und schnappte bis zum Ende meiner Schicht weiter vor sich hin in einem Raum voller Patienten. Als ich versuchte Anmerkungen zu machen, wurde ich ignoriert oder man hatte die Mittel nicht. An diese Situationen muss ich mich noch gewöhnen oder dafür sorgen, dass man mich ernst nimmt. Das wird nochmal eine Herausforderung, denn durch die Sprachbarriere gestalten sich einige Konversationen sehr schwierig.
Meinen freien Nachmittag habe ich zu Hause verbracht und einfach mal nichts gemacht, denn es war niemand hier. Ich ging in unserer näheren Umgebung umher und sah, wie die Kinder versuchten Orangen vom Baum zu schlagen, wobei sie sich sehr schwer taten. Also nahm ich eines der Kinder auf meine Schulter, so dass sie die Orangen pflücken konnten. Ich hatte den Eindruck, dass sie das gar nicht kannten. Wir hatten jede Menge Spaß und zum Dank habe ich noch eine Hand voll Orangen geschenkt bekommen.

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