Montag, 3. Oktober 2011

die 4. Woche

27.09.2011
Heute habe ich meinen Zahnarztbesuch hinter mich gebracht. Das war aber auch eine Prozedur. Erstmal fing ich an zu arbeiten um dann später gucken zu gehen, ob der Zahnarzt schon im Haus ist. Ich stellte mich bei ihm vor und sagte ihm, dass ich später noch vorbeikommen würde, denn zuerst musste ich alle Papiere zusammensammeln. Ich ging mich registrieren lassen und bekam eine blaue Patientenkarte, die extra für den Zahnarzt ist, außerdem bekam ich eine Patientennummer. Als ich das alles zusammen hatte, stellte ich mich an. Vor mir war eine junge Frau dran, die das ganze Krankenhaus zusammenschrie. Dann war es um mich geschehen, ich geriet in Panik und wollte wieder gehen, doch dann kam Pauline vorbei, die nichts zu tun hatte und kam mit mir ins Behandlungszimmer. Das war auch wirklich gut so, denn so hatte ich wenigstens mentale Unterstützung. Der Arzt war sehr nett, aber wie ihr vielleicht wisst, ändert das auch nichts daran, wenn man Angst hat. Die Schwester in dem Behandlungszimmer hingegen war schrecklich. Sie sagte gleich zu mir „raus damit“ und sofort schossen mir die Tränen ins Gesicht. Als ich dann auf dem Stuhl saß, beruhigte mich der Arzt und schaute sich meine Zähne an. Alle anderen sind in Ordnung, nur der Weisheitszahn kommt jetzt durch und das Zahnfleisch darum hat sich entzündet. Jedoch möchte er ein Röntgenbild von meinem Kiefer haben. Dieses besagte Röntgenbild kann man jedoch nicht in unserem Krankenhaus machen lassen, dafür muss ich extra nach Accra in die Hauptstadt zu einer Uniklinik fahren und dann soll ich mich in 2 Wochen mit dem Röntgenbild wieder bei ihm vorstellen. Außerdem hat er mir ein weiteres Antibiotikum (Metront) für 5 Tage verschrieben und so kann ich nur hoffen, dass die Entzündung und die Schmerzen langsam zurückgehen.
Nachmittags waren wir bei einer Freiwilligenorganisation (NGO) die sich um Waisenkinder, Frauen und Farmer kümmert. Sie beschäftigt sich nachmittags mit den Kindern, bringt den Frauen handwerkliche Tätigkeiten bei und den Farmern wie sie ihre Ernte gewinnbringend verkaufen. Dort haben sie uns gezeigt, wie man Untersetzer für Tassen knüpft. Ich habe sogar einen selbst angefertigt. Das macht auch Spaß und man kann sich noch anderweitig engagieren. Zu dieser Organisation habe ich meine aus Deutschland mitgebrachten Memoryspiele mitgenommen. Man hat sich dort sehr drüber gefreut, jedoch durften die Kinder noch nicht damit spielen. Ich weiß allerdings nicht worauf sie warten. Als Dankeschön für meine Geschenke, habe ich 2 Yard Stoff geschenkt bekommen, aus denen ich mir ein Kleid schneidern lassen werde.



28.09.2011


Mein Arbeitstag war wie immer recht langweilig. Ich saß wieder im Konsultationsraum und schrieb die Diagnosen auf, wobei bei fast jedem Malaria, Hauterkrankungen oder Bluthochdruck steht. So langsam denke ich, dass selbst ich die Diagnosen hier stellen könnte, aber ich will ja nicht überheblich klingen. Nachmittags war ein ARA- Meeting angesetzt. Das bedeutete mal wieder, dass wir unseren Arbeitsplatz früher verlassen mussten, weil der Weg ja doch wenigstens eine Stunde in Anspruch nimmt. Bei diesem Meeting haben wir über unsere Gastfamilien, Projekte und Probleme gesprochen. Das Problem, dass unsere Gastmutter uns nicht zu diesen Treffen gehen lassen möchte, weil sie schlechte Erfahrungen damit gemacht hat, hat sich in dem geklärt, dass unser Mentor Emmanuel bei Maud angerufen hat und ihr gesagt hat, dass es Pflicht sei. So einfach war das. Sie hat uns auch nicht noch einmal darauf angesprochen. Aber ich warte erstmal ab, wie es bei dem nächsten Treffen aussehen wird, obwohl ich das nächste eh nicht besuchen kann, weil Spätdienst habe. Denn ich hatte heute das Glück und konnte mal auf meinen Dienstplan gucken, der mich sehr an zu Hause erinnerte. Vorerst werde ich 14 Tage am Stück arbeiten, wobei sich Früh- und Spätdienst stetig abwechseln, dann hat man hier auch immer nur einen Tag frei. Nachtdienste werde ich im Oktober noch nicht machen, zumindest bin ich dafür erstmal nicht eingeplant. Die Nachtdienste dauern hier 12 Stunden und gehen von 20 Uhr bis 8 Uhr. Davon machen sie dann immer 4 Stück und haben dann 4 Tage frei. Anscheinend machen nur 4 Leute Nachtdienst und wechseln sich immer ab. Aber ganz sicher bin ich mir da auch nicht, weil das System nicht gerade einfach ist. Wenn ich es verstanden habe, berichte ich natürlich.



29.09.2011

Heute bin ich genau 4 Wochen in Ghana und so langsam kann ich sagen, dass ich mich eingelebt habe und mein Heimweh nachlässt. Ich bin sogar ein bisschen stolz auf mich. Jedoch ist das immer noch alles ganz schön fremd für mich. Die Art der Ghanaer zu arbeiten ist weit von dem entfernt, wie es in Deutschland so zugeht. Man nimmt sich hier eben für wirklich alles mehr Zeit und deswegen macht meine Gastmutter auch jeden Tag Überstunden, dafür ist sie morgens fast nie pünktlich auf Arbeit. Der Pflegedirektion ist die Art zu Arbeit auch nicht genehm, denn die kommt aus Spanien und ist auch andres gewöhnt, aber sie versucht sich damit zu arrangieren. Ich war bis jetzt immer pünktlich, aber meine Gastmutter ist schon etwas darüber verwundert, dass wir immer vor ihr das Haus verlassen. Ab Samstag werde ich dann endlich in der Notaufnahme sein. Ich bin schon gespannt, ob dort auch alles so entspannt ist. Leider vergeht dadurch auch die Zeit nicht sehr schnell.
Am Morgen erhielt ich heute Instruktionen was ich alles zu machen habe. Eigentlich war es nicht viel, dafür aber schwere Arbeit, denn ich sollte alle unsere Wassereimer füllen, jedoch ohne den Schlauch. Das hieß für mich also bestimmt 50x zum Brunnen zu gehen und einen 30l Eimer zu füllen und dann in den nächsten umzufüllen. Es dauerte einige Zeit, denn zwischendurch regnete es mal wieder in Strömen. War ja klar, denn zuvor hatte ich ja auch mühsam meine Wäsche gewaschen ;) Das war auch schon alles, was ich heute machen musste. Ansonsten habe ich meinen Tag damit verbracht meine Wäsche zu waschen und meinen Blog zu schreiben, den ich ja leider nicht immer sofort hochladen kann, weil meine Internetverbindung von Tag zu Tag schlechter wird. Man ist hier eben doch noch weit von der westlichen Welt entfernt. Aber das wussten wir ja alle vorher.



30.09.2011

Heute war mein letzter Arbeitstag im OPD und ich bin wirklich froh darüber, denn morgen geht es endlich in die Notaufnahme. Ich hoffe dort kann ich etwas mehr machen. Pauline durfte heute Penicillin i.m. spritzen, obwohl sie keinerlei Vorkenntnisse hat.
Nachmittags war ich bei einer NGO namens Lifeline Charity Organisation, von der ich schon berichtet hatte. Wir wurden zum Essen eingeladen. Es gab Red Red, welches richtig gut war und dazu gab es sogar mal Fleisch. Ich weiß nicht wieso, aber wir haben beide ein Kleid geschenkt bekommen. Meines passt wie angegossen und sieht richtig toll aus. Meinen Stoff habe ich allerdings auch noch. Als kleine Gegenleistung fragten sie uns, ob wir für die Jugendlichen im Ort nicht einen Vortrag über Verhütung und HIV halten können. Prinzipiell kein Problem, wenn es da nicht das Problem mit der Sprache gäbe. Aber wir werden das machen und notfalls müssen die Organisatoren übersetzen. Desweiteren hätte Samuel, der Vorsitzende gern, dass wir den Frauen hier etwas über Buchhaltung beibringen. Würde ich gern, doch leider habe ich keine Ahnung davon und kann deswegen auch nichts dazu erzählen.
Während des Essens kam es zu einer Unterhaltung über Religion. Das ist für mich immer ein doofes Thema, denn ich kann immer nicht mitreden und das auch nicht wirklich nachvollziehen. Zu meinem Pech wurde ich auch noch befragt und musste leider gestehen, dass ich keiner Religion angehöre und auch nicht an Gott, Himmel und Hölle glaube. Ich glaube sie waren schockiert, haben es aber akzeptiert. Und doch kam ich mir komisch und fremd vor.
Im Moment kochen wir. Es gibt Rochen! Ich bin gespannt, wie der wohl schmeckt.



01.10.2011

Also der Rochen gestern Abend war der beste Fisch, den ich bis jetzt hier gegessen habe. Mein erster Arbeitstag in der Notaufnahme war eher ernüchternd, denn viel zu tun gab es nicht und das, was ich zu tun hatte, entsprach dem der Aufnahme. Das heißt viele Blutdrücke, Temperaturen und Gewichte ermitteln. Schade. Die einzigen Dinge, die meiner Qualifikation entsprechen, waren das Katherisieren und Infusionen vorbereiten, jedoch sind die hygienischen Umstände hier wesentlich anders als in Deutschland, denn steril wird hier nichts gemacht.
Doch eigentlich möchte ich euch heute gern mehr über dir Leute erzählen mit denen ich hier meine Tage verbringe.
Zum einen wäre da Maud, meine Gastmutter, die in Cape Coast geboren wurde und schon mehrfach umgezogen ist, jedoch Ghana noch nie verlassen hat. Sie ist 56 Jahre alt, hat 5 Kinder, die alle schon erwachsen sind und arbeitet auch im Krankenhaus. Ich glaube sie dort so etwas wie die Zweitschwester. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist es wohl zur Kirche zu gehen, denn dort ist die auch in einer höheren Position und verbringt dort viel Zeit. Wenn ich das so erzähle, würde man eigentlich annehmen, dass sie ein sehr herzlicher Mensch ist, doch dem kann ich nicht zustimmen. Sie erscheint mir sehr launisch und sagt von sich selbst, dass sie schnell die Fassung verliert. Sie kocht anscheinend gern und isst auch gern.
Als nächstes wäre dort Caroline, sie ist die Mutter von Maud und wohnt mit uns in einem Haus. Sie ist 89 Jahre alt (hat aber bald Geburtstag) und kommt ursprünglich aus Cape Coast, eine Stadt an der Küste. Ihre Kindheit verbracht sie dort und hat mitbekommen, wie die Engländer sich an Ghana bereichert haben. Sie erzählt oft von den alten Tagen. Sie hatte zum Beispiel weiße Lehrer in der Schule und spricht auch sehr gut englisch. In ihrer Kindheit gab es viel Gold in Cape Coast und sie hatte auch welches, wusste jedoch nichts über den Wert und verschenkte es deshalb. Heute ärgert sie sich darüber. Sie ist schon sehr gebrechlich und trägt seit dem Tag meiner Ankunft Verbände an Knie und Fuß. Sie sagt: Ich bin alt und meine Knochen auch. Da dauert es seine Zeit bis das heilt. Ich mag sie sehr.
Dann wäre da noch Schwester Agnes mit der ich die letzten 3 Wochen zusammen gearbeitet habe. Ich weiß nicht wie alt sie ist, aber ich schätze ungefähr so alt wie Maud. Im Krankenhaus ist sie Stationsschwester von der Aufnahme und der Notaufnahme. Außerdem sitzt sie im Kosultationsraum und bestimmt die Diagnosen einiger Patienten. Anfangs sprach sie kaum mit mir, das änderte sich im Laufe der Zeit und zum Schluss mochte ich sie sogar.
Samuel ist einer der Vorsitzende der NGO von der ich schon erzählt habe. Vor kurzem ist er 42 Jahre alt geworden. Er ist schon einige Male in Europa gewesen und hat daraufhin die Organisation gegründet, die sich um Frauen, Farmer und Waisenkinder kümmert. Auch er ist wie die meisten Ghanaer sehr religiös und hat gesagt, wenn er sich zwischen Bibel und Geld entscheiden müsste, nähme er die Bibel. Er freut sich immer sehr, wenn wir ihn besuchen und versucht auch uns mit einzubeziehen. Ich weiß jedoch nicht, ob wir wirklich in der Lage sind, dass zu schaffen, was er von uns möchte. Aber das wird sich ja bald rausstellen.
Und Pauline. Sie ist eine Mitfreiwillige, die mit mir bei Maud wohnt und mit der ich gemeinsam im Krankenhaus arbeite. Sie ist 19 Jahre alt und kommt aus Hamburg.
Natürlich gibt es da noch einige Menschen mehr mit denen ich zu tun habe, aber von denen berichte ich euch beim nächsten Mal.
Morgen habe ich jetzt doch frei, weil meine Gastmutter sagt man braucht einen Tag in der Woche um sich zu erholen. Mir ist es egal, obwohl ich auch gern arbeiten gegangen wäre. morgen Nachmittag findet wohl wieder eine Immunisierungsaktion in der Schwesternschule statt, ich werde wohl mitgehen um mir das anzusehen und zu gucken, ob sich diesmal mehr Leute einfinden.

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