Montag, 26. September 2011

Die 3. Woche

21.09.2011


Vor ungefähr 4 Wochen saß ich in Deutschland bei meinem Zahnarzt des Vertrauens und ließ nochmal alles checken, um sicher sein zu können, dass ich in Ghana nicht gehen muss. Er sagte es sei alles in Ordnung und ich glaubte ihm auch. Vor ca. 5 Tagen bekam ich Schmerzen an der Stelle, an der mal irgendwann ein Weisheitszahn kommen soll. In Deutschland hatte ich das Thema schon mal angesprochen, daraufhin hat meinen Kiefer geröntgt und gesagt, dass alle 4 drinnen bleiben können. Die letzten Tage waren aushaltbar, auch wenn ich manchmal eine Paracetamol gegen die Schmerzen nahm. Doch heute wachte ich mit einer dicken Wange auf und starken Schmerzen. Trotzdem ging ich zur Arbeit. Nach 3 Stunden hielt ich es nicht mehr aus und sagte meiner Gastmutter, wie es mir geht. Sie stellte mich im Krankenhaus einem Allgemeinmediziner vor, der mir sofort eine Menge verschrieb. Amoxycillin 500mg 3x tgl (Antibiotikum), Tramal 50mg 2x tgl (Schmerzmed.), Diclofenac 3x tgl (Schmerzmed.) und Omeprazol 20mg um meinen Magen zu schützen. Er sagte, er möchte mich in 5 Tagen wiedersehen und mich dann dem Zahnarzt vorstellen, der alle 2 Wochen im Haus ist. Ich kann es gar nicht glauben. Ich holte meine Medikamente bei Schwester Marina ab, die aus Spanien kommt und immer sehr besorgt um uns beide ist. Sie sah ich mich an und nahm mich erstmal in den Arm, wahrscheinlich wusste sie wie mir zu Mute war. Sie gab mir die Medikamente, drückte mich nochmal ganz fest und schickte mich nach Hause. Dienstag darf ich mich dann beim Zahnarzt vorstellen. Ich habe ziemlich schiss, denn Zahnarzt ist eh schon ein rotes Tuch für mich. Ich glaube ihr könnt euch alle vorstellen, dass man das hier auf keinen Fall erleben möchte. Ich hoffe, dass sich bis Dienstag wieder alles gelegt hat und der Zahnarzt nichts machen muss. So lange versuche ich die Stelle zu kühlen, mit einem Beutel Wasser, den ich mir ins Gefrierfach gelegt habe.

Das Wochenende über sind wir mit Maud in Swedru bei ihrem Bruder, der, wenn ich es richtig verstanden habe eigentlich nur alter Freund ist. Die beiden wollen auf eine Beerdigung gehen, ich habe gleich zu ihr gesagt, dass ich nicht mitkomme, aber Pauline freut sich darauf. Das ist schon ziemlich makaber.

Pauline ist nun doch nicht mitgefahren, sie ist lieber mit den anderen Freiwilligen nach Winneba gefahren um dort schwimmen zu gehen. Ich bin allein nach Kasoa gefahren um mal etwas Geld zu holen. Das war schon ein kleines Abenteuer, denn die Stadt ist ziemlich riesig und es gibt nur eine Bank in der man Geld abheben kann. Außerdem ist es heute richtig sonnig und kochend heiß. Also lief ich mit meinem vielen Geld und meiner Tasche die ich krammpfhaft festhielt durch die Stadt und sah aus wie geduscht. Dann suchte ich mir ein Trotro mit dem ich wieder nach Swedru fahren konnte und war heilfroh, dass ich dort ankam ohne ausgeraubt zu werden.

Meinem Zahn geht es heute schon besser, aber die Schwellung ist noch nicht vollkommen zurückgegangen. Also muss ich Dienstag wohl oder übel doch zum Zahnarzt.

Ich bin gespannt, wie ich die Tage bis Dienstag rumbekomme oder ob ich vor Angst erstarre und einfach gar nichts mehr mache.



25.09.11

Das Wochenende verbrachten wir bei Mauds Bruder, der in Wirklichkeit nur alter Bekannter ist, den sie schon über 30 Jahre kennt. Dieser hat 7 Kinder, alles Jungs, im Alter von 13 bis 32 Jahren. Dieses Wochende waren auch alle zu Hause, so dass es wirklich voll war in diesem Haus. Unser Zimmer teilten wir uns mit Maud. Als wir ankamen standen in diesem Zimmer nur 2 Pritschen, die eine Breite von ca. 50 cm hatten, da fragte ich mich gleich wiediese Nacht denn wohl wird. Aber abends brachte man uns noch eine Matratze, naja eigentlich war es nur ein Brett, das mit etwas Stoff überzogen war. Ich nahm dann Vorlieb mit dieser Matratze, weil ich auch nicht wollte, dass meine 56 jährige Gastmutter, Z.n. Wirbelsäulen-OP sich darauf Quälen muss.

Samstag fuhren die beiden mit einigen weiteren Angehörigen nach Kasoa zur Beerdigung, Pauline und ich wollte nicht mit. Ich fuhr aber auch nach Kasoa, denn dort ist nächste Möglichkeit Geld abzuheben. Jeoch passte ich nicht mehr in das Auto und fuhr deshalb allein mit dem Trotro. Der Hinweg machte mir auch keine Sorgen, dafür der Rückweg umso mehr, denn nun hatte ich ziemlich viel Geld in der Tasche und war die einzige Weiße, die natürlich auch noch 10m von der Bank entfernt den Rückweg antrat. Ich kam aber ohne irgendwelche Komplikationen wieder zu Hause an. Als ich in Swedru ankam, ging ich Kofi besuchen, das ist der, dem das Internetcafe gehört. Der wusste gleich, was er mir bringen sollte und ich war so dankbar, denn ich hatte morgens keine Gelegenheit einen Kaffee zu trinken. Also las ich dort meine Mails und beantwortete auch welche, als noch 3 andere Deutsche herein kamen. Wir unterhalten uns eine Weile und beschlossen dann zu einer Bar zu gehen. Dort tranken wir noch gemeinsam ein Bier, was ich lieber nicht hätte tun sollen aufgrund der Antibiotika, aber es bekam mir. Als ich dann gegen 18 Uhr wieder in dem Haus ankam, lag dort die Ehefrau des Bruders auf der Terrasse und schlief, sie war dick eingepackt und sah schwer krank aus. Wahrscheinlich hatte sie Malaria, das weiß ich aber nicht genau, denn se war nicht beim Arzt, nahm aber trotzdem ein Medikament gegen Malaria ein. Hier therapieren sich die meisten wohl selbst.

Am Sonntag Morgen wollten wir ursprünglich zur Kirche, doch da die Frau krank war, gingen wir nicht, was Maud auch ganz gut passte, denn sie hatte vergessen, dass ihr Sohn Domenic zu Besuch kommt. Zu Hause angekommen, war Domenic schon vor Ort mit 2 Freunden. Alle 3 sind sehr nett und sie kochten erstmal für uns. Mal wieder Plantanes, aber diesmal mit Erdnusssauce, das war mal was anderes und sehr lecker. Nachmittags waren wir zu einem Fußballspiel der Jugend von Asikuma. Tottenheim FC gegen Africa Stars. Es ging 1:1 aus. Danach gingen wir noch mit den anderen beiden Freiwilligen im Ort und einem Ghanaer, der momentan in Finnland lebt, zu JOES Garden und unterhielten uns ein wenig. Doch bevor ich mich dazugesellte, holte ich noch meinen Gastbruder und seine Freunde dazu. Dort tranken wir eine Cola und quatschten ein wenig, außerdem wurden wir auf eine ghanaische Wurst eingeladen. Die wird hier aus Kuh hergestellt, schmeckt aber ganz annehmbar. So war dann auch schon das Wochenende wieder vorbei. Morgen soll es ja auf die erste Station gehen. So wirklich glaube ich noch nicht daran, aber ich war ja auch die letzten beiden Tage nicht auf Arbeit.

Meinem Zahn geht es übrigens besser, jedoch ist die Schwellung noch nicht ganz abgeklungen und ich werde um den Zahnarztbesuch nicht herumkommen.



26.09.11

Wenn doch einmal etwas so laufen würde, wie es geplant ist, wäre ich schon echt froh. Heute Morgen trafen wir uns mit der Oberschwester, Schwester Paulina, die uns erstmal den Aufbau des Krankenhauses aus der Personalsicht erklärt hat. Das Krankenhaus hat also 53 Krankenschwestern, 53 Assistenten, die auch Schwesternarbeit übernehmen und 9 Ärzte, davon 2 Chirurgen, 1 Anästhesisten, 4 Allgemeinmediziner, 1 Augenarzt und 1 Arzt, der sich um die Prävention (Impfungen und Vorsorge) kümmert. Das Krankenhaus ist Anlaufpunkt für 183 Städte und Dörfer ringsum. Eigentlich wollten wir mit Schwester Paulina unseren Durchlaufplan besprechen, das taten wir auch, doch leider konnte der nicht gleich in die Tat umgesetzt weren. Ich sollte nämlich heute meine Arbeit in der Notaufnahme beginnen. Als ich mich bei der Stationsschwester vorstellte und ihr das berichtete, sagte sie gleich nein. Ich kann nicht vor dem 01.10. beginnen, denn ich habe keinen Dienstplan und nur Frühdienste darf ich nicht machen. Also saß ich heute wieder den ganzen Tag mit ihr im Konsultationsraum. Ich war so gelangweilt, dass ich nach einer Stunde anfing zu frieren und mir fast die Augen zufielen. Jetzt heißt es für mich also noch eine Woche langweilen. Meine Mitbewohnerin hingegen durfte heute auf die Frauenstation und war davon auch nicht begeistert, denn sie hat über 2 Stunden Tupfer gedreht und bei einigen Verbänden zugesehen. Im Moment haben wir beide das Gefühl, dass wir hier gar nicht gebraucht werden, aber vielleicht gibt sich das mit der Zeit.

Morgen steht also mein Zahnarztbesuch an, den ich glücklicherweise während der Arbeitszeit vornehmen kann. Trotzdem habe ich Angst vor allem wegen der hygienischen Umstände, die sich doch strak vom deutschen Standard unterscheiden. Ich werde euch berichten, die Frage ist nur wann, denn zur Zeit ist die Internetverbindung so schlecht, dass ich es nicht schaffe, die Seite zu laden. Aber ich schreibe fleißig und lade alles nachträglich hoch.

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